Dosenförmige Taschenuhr, so genannte "Henlein-Uhr"
Datierung: um 1510
Ort: Nürnberg
Material/Technik: Werk Schmiedeeisen, Gehäuse Messing, vergoldet, graviert
Inventarnummer: WI1265
Was macht die Henlein-Uhr so einzigartig?
Die Zeiterfassung war im Mittelalter durch die Beobachtung des Sonnenstandes oder Räderuhren möglich. Wegen der schweren Zuggewichte und sensiblen „Unruhen“ hatten sie aber den Nachteil, nicht bewegt werden zu dürfen. Im Uhrwerk der kompakten Henlein-Uhr sind die Komponenten des Räderwerks so modernisiert und miniaturisiert, dass sie unabhängig von ihrer Lagerung recht ganggenau lief.
Tatsache oder Mythos? Die Erfindung der modernen Zeitmessung vor 500 Jahren
In Nürnberg gebe es einen „Peter Hele“, der könne Uhren machen, die, egal ob sie an der Brust oder im Beutel herum getragen werden, 40 Stunden lang die Zeit anzuzeigen vermögen. So lobt 1511 der Humanist Cochläus den Uhrmacher. Der Cochläus-Bericht ist die älteste konkrete Nachricht über tragbare Taschenuhren. Von nun an konnte ein Uhrenbesitzer an jedem beliebigen Ort die Zeit ermitteln: ein wichtiger Schritt hin zum individuellen „Zeitmanagement“.
Worüber streiten sich die Henlein-Forscher?
Lange herrschte in Deutschland ein Henlein-Kult, wie zahlreiche Denkmäler und Spielfilme über ihn belegen. Allerdings ist umstritten, ob Henlein tatsächlich der „Erfinder“ tragbarer Räderuhren war. Anderen Quellen zufolge gab es bereits vor 1500 in Italien ähnliche Uhren. In Zweifel steht auch die Authentizität der Henlein-Uhr als weltweit ältester Taschenuhr. Ihre Inschrift, die Datum und Name nennt, wurde später hinzugefügt.